29. Juli 2023 jannik

Spencer-Tours, 1981.

Spencer-Tours

„Spencer-Tours“ ist die 3. Folge der 1981er Dorfstaffel.

Allgemeine Informationen

Inhalt

(siehe Hauptartikel)

Die Zwillinge haben einen großen Wunsch: sie wollen endlich auch einmal mit ihrem Hausboot verreisen. Weil das Boot aber fest am Ufer liegt, Mona und Lisa damit also nicht wegfahren können, haben Spencer und die anderen über Nacht die Umgebung des Hausbootes in eine Wüstenlandschaft verwandelt. Als die Sonne aufgeht, ist die Überraschung perfekt: Mona und Lisa sind bei den Pyramiden gelandet.

Text: Kinderkanal (ARD) - Länge: 30'

Puppen/Puppenspieler

Auch hier mussten einige Quietschbeus von anderen Puppenspielern, als von ihren Stammpuppenspielern gespielt werden. Das übernahm diesmal immer Horst Lateika. Er spielt Karl-Otto in allen Szenen mit Spencer, und Karl-Gustav in allen Szenen mit Lexi (bis auf die erste Szene vor dem Hausboot; da hat Karl-Gustav keinen Text).

Das, was Lulu in dieser Folge als Schleier trägt, hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit Karl-Heinz' Schleier aus dem Song in "Viele Wünsche" (006) und Elvis' Schal in "Einsamkeit" (014). Elvis sieht man in dieser Folge mit freiem Oberkörper; der Puppe wurden durch Stecknadelköpfe dargestellte Brustwarzen verpasst.

Kulissen

Für diese Folge hat man extra Wüstenkulissen (Sichtblenden in Form von Sandhügeln, Quadersteine, Pyramiden, Wüstenpanorama als Hintergrund etc.) bauen lassen, die danach fast oder gar nicht mehr verwendet wurden. Einzig der große steinerne Kopf, von dem Spencer sagt, dass das wohl sein ägytischer Großvater sein könne, hat man schon bereits in folgenden Episoden vor dem Schloss erblickt: "Viele Wünsche" (006), "Gummibärchen-Transporte" (007), "Die Badewanne" (009), "Großes Aufräumen" (010), "Spencer ist heiser" (012), "Silvester" (015). In der selben Staffel taucht er außerdem in "Gesundheit" (016), "Mutter Natur" (020), "Galy und die Katastrophe" (021), "Die Erfindermesse" (022), "Nikolaus" (023) auf und nach 1981 außerdem noch in "Krater zu vermieten" (026), "Wo ist Kasi?" (027), "Poldi und der Omnibus" (028) und zuletzt in "Schatzsuche" (034).

Kasi in der Wüstenkulisse, 1981. Am Set von "Spencer-Tours".

Songs

Besonderheiten

Kultiges

  • Es handelt sich um die bisher leider letzte Folge, die der NDR in seinem Programm ausstrahlte.1)
  • Spencer sagt in dieser Folge den unter Fans berühmten und beliebten Ausruf „Salami Lateikum! Da seh' ich ja auch schon den Nepomuk.“ Anfragen bei Horst "Nepomuk" Lateika haben ergeben, dass man sich mit dieser Anspielung tatsächlich auf den Nachnamen des Nepomuk-Puppenspielers einen kleinen Insider-Gag erlaubte. Man war jedoch damals der Ansicht, dass dieser nicht bemerkt wird.
  • Jürgen Meuter, der wohl beste Händespieler Spencers, arbeitete parallel zu seiner puppenspielerischen Tätigkeit auch als Zauberkünstler. Dass er geschickte Hände hat, beweist er ja in jeder Folge. Sein Talent als Zauberer tritt hingegen weniger zum Vorschein. Dennoch macht er einige Male von seinem Können Gebrauch. So in dieser Folge: Spencer will in die „Wüste“ schnippen, „dort, wo die Sonne furchtbar brennt“. Er schnippt, es macht einen Knall und sein „Schnippsedäumchen“ steht in Flammen. Wie Meuter das geschafft hat, ohne sich selbst zu verletzen oder die Puppe zu beschädigen, ist nicht bekannt. Es wird aber, wie gesagt, nicht der letzte Zaubertrick sein. So zaubert er z.B. ein Jahr später in "Das Gespenst Irefea" (030) einen Kochlöffel herbei; später in "Spencers Musikfestival" (041) macht er während seiner Überleitungen zwischen den Musiknummern zwei kleine Kunststücke und in "Schnitzeljagd" (046) lässt er eine Streichholzschachtel in der Hand verschwinden.
  • In dieser Episode von 1981 werden platte rassistische Darstellungen reproduziert. Elemente mehrerer arabischer Kulturen werden achtlos mit ägyptischen Pyramiden und indischen Stereotypen gemischt. Lulu führt einen Bauchtanz auf und Elvis spielt einen Fakir auf dem Nagelbrett. Dies war und ist (sei es von Drehbuchautor Busse auch ohne Hintergedanken geschrieben worden) damals wie heute diskriminierend. Trotzdem wurde die Folge zuletzt im Jahr 2011 im NDR wiederholt.2)

In dieser Folge werden (und das ist selten) mehrere historische Person erwähnt: Das heißt, eine aus der jüngeren Weltgeschichte und mehrere Personen aus dem Altertum: Mahatma Gandhi sowie Tut-Ench-Amun, Nofretete und Ramses:

  1. Gandhi, Mohandas Karamchand, gen. Mahatma [Sanskrit dessen Seele groß ist] (ab 1915), * Porbandar (Gujarat) 02.10.1869, † Delhi 30.01.1948 (Attentat), ind. Freiheitskämpfer. G. entwickelte 1893-1914 in Südafrika im Kampf um die polit. Rechte der ind. Einwanderer seine Methode des gewaltlosen Widerstands gegen die brit. Politik in Indien ab 1920: Mittel waren Verweigerung der Mitarbeit in Behörden (›non-cooperation‹) und bürgerl. Ungehorsam (›civil disobedience‹). Der von G. geführte Indian National Congress (INC) wurde dabei zur einflussreichen Organisation des ind. Unabhängigkeitskampfes. G., der wiederholt in brit. Haft war, initiierte Massenbewegungen der ind. Bev. (u. a. 1930 den ›Salzmarsch‹ als Protest gegen das brit. Salzmonopol); er widmete sich bes. der Aufgabe, der im hinduist. Denken verankerten gesellschaftl. Ächtung der ›Parias‹ (Unberührbare) entgegenzuwirken. 1934 trat G. aus dem INC aus. Im 2. Weltkrieg verlangte er von Großbritannien die sofortige Lösung der ind. Frage. Die blutigen Auseinandersetzungen zw. Hindus und Muslimen nach 1947 suchte er vergeblich zu verhindern. Durch seine polit. Einsicht, asket. Lebensweise und seine tiefe, im Hinduismus begründete Religiosität hatte er wesentl. Anteil an der Unabhängigkeit Indiens; die Teilung des Landes konnte er nicht verhindern; 1948 wurde er von einem fanat. Hindu erschossen.3)
  2. Tut-ench-Amun (Tutanchamun), urspr. Tut-ench-Aton, † 1337 v. Chr. (ermordet), ägypt. König (seit etwa 1347 v. Chr.) der 18. Dynastie. Nachfolger Echnatons (vermutlich sein Sohn); bestieg etwa zehnjährig den Thron; kehrte 1344 zur alten Amunreligion zurück. Sein Grab im Tal der Könige (Biban el-Moluk) bei Theben wurde 1922 von H. Carter fast unversehrt gefunden (u. a. Thronsessel, Goldsarg des Königs, Goldmaske und goldener Brustschmuck der Mumie).4)
  3. Nofretete [altägypt. die Schöne ist gekommen], ägypt. Königin des 14. Jh. v. Chr. (18. Dynastie). Gemahlin Echnatons; ihre Büste wurde 1912 in Amarna gefunden (heute Berlin, Ägypt. Mus.).5)
  4. Ramses (ägypt. Ramesses), Name von elf ägypt. Königen der 19. und 20. Dynastie (Ägypten, Geschichte); bed. v. a.: 1. Ramses König (1290-1224 v. Chr., nach anderer Chronologie 1279-1213 v. Chr.). Sohn Sethos' I.; einer der bedeutendsten Pharaonen, versuchte vergeblich, die Hethiter aus N-Syrien zu verdrängen (im 5. Regierungsjahr Niederlage bei Kadesch, im 21. Regierungsjahr Friedensvertrag); bed. Bauten u. a. in Abu Simbel. 2. Ramses † etwa 1155 v. Chr. (ermordet), König (seit etwa 1186). Zweiter König der 20. Dynastie; besiegte die Libyer und die Seevölker in Land- und Seeschlachten. Die Verschlechterung der wirtschaftl. und sozialen Lage führte zum ersten nachgewiesenen Streik der Geschichte.6)

Weitere Informationen

Wilhelm Helmrich mit Elvis auf dem Nagelbrett.

  • Diese Folge erschien 1985 kaum gekürzt auf Hörspiel-MC von EUROPA.7)
  • Im Mai 2009 wurde die Folge wie alle Episoden der 1981er Dorfstaffel auf DVD veröffentlicht.8)

Pannen und Ungereimtheiten

  • Wie haben es die Dorfbewohner nur geschafft in einer Nacht das ganze Dorf in eine Wüste zu verwandeln?
  • Und wie haben sie es geschafft, dass die Morgensonne über dem von ihnen aufgehängten Wüstenhorizont aufgeht, obwohl der ja eigentlich sichtbar künstlich ist? 
Und wie haben sie einen einzigen Tagesablauf (von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) in eine 30-minütige Sendung gequetscht?

  • Gehen die Zwillinge etwa abends voll angekleidet zu Bett? Oder warum sind sie schon fertig angezogen als sie aufstehen?
  • Als Lulu anvisophoniert wird, sieht man den undekorierten Wagon und einen normalen Hintergrund. Von Wüste ist da noch nichts zu sehen. Wäre es nicht unklug, wenn man den Eisenbahnwagon, der sich ja unweit des Hausbootes befindet, nicht auch dekoriert hätte? Die Antwort auf diese Frage ist wohl, dass sich das Spencer-Team noch keinen Plan vom genauen Aussehen des Dorfes gemacht hatte. Es könnte zB. so sein, dass sie sich dachten: Der Eisenbahnwagon könnte viel weiter weg vom Boot liegen und müsse demnach nicht dekoriert werden.
  • Kurz nachdem Lexi Elvis angewiesen hat, wie man sich auf ein Nagelbrett setzt und die Vorhänge des Zeltes wieder geschlossen werden, kann man den Kopf von Maria Ilic erkennen. Sie trägt ein Tuch auf dem Kopf, das die gleiche Farbe wie der Sand hat und sie eigentlich tarnen soll.

Zitate

  • Spencer: „Salami Lateikum! Da seh' ich ja auch schon den Nepomuk.“
  • Spencer: „Da besorg' ich den Wüstensöhnen [gemeint sind die Quietschbeus] endlich mal 'ne tragende Rolle und schon schrumpft ihre künstlerische Kraft. Ihr müsst immer quasseln!“; Karl-Heinz: „Da ist ja eine Unverschämtheit! Da macht man freiwilligen Dienst hier - Schinderei - und diese Flöte [geimeint ist Spencer]…!“
  • Spencer: „Die Diva Elvis, sie braucht mal wieder länger.“
  • Elvis: „Na, wie find's du mich?“; Spencer: „Tja, sieht ein bisschen wie Mahatma Gandhi aus.“
  • Spencer (zu den Quietschbeus): „Also, stellt euch mal nicht so an, ihr schlaffen Pinselchen, ja! Schwingt mal eure Fußlatten und auf gehts! Opfer müssen gebracht werden!“
  • Spencer: „Jetzt geht es weiter mit einer Vorstellung bei der sich sogar Tut-ench-Amun im Grabe umgedreht hätte. Leute, es folgt der Pyramidentango!“
  • Spencer (zu Elvis): „'Spencers Reisen' für dein Glück. Du kommst als gebrochener Mann zurück.“
  • Poldi: „Und jetzt ist Schluss mit 'Allah'! Ich will jetzt nämlich euch allah fressen!“
  • Mona und Lisa: „Ciao, Gringo!“
  • Elvis: „Sonnenfinsternis… Isis und Osiris… Sonnenfinsternis…“

Weiterführende Artikel

1) , 2)
Ausstrahlung am 27.03.2011, 7:05 Uhr
3) , 4) , 5) , 6)
Quelle: Meyers Lexikon
7)
Folge 10, Seite 2