1. Mai 2022 angelegtjannik

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Herbert Langemann

Herbert Langemann (geboren am 29. Januar 1950 in Wuppertal; gestorben am 29. November 1987 in Hamburg) war ein deutscher Puppenspieler und verlieh Kasimir aus Hallo Spencer Stimme und Seele. Er spielte Kasi ab 1980 bis zu seinem Tod im Jahr 1987; die Folge 87: Kasi braucht Hilfe wurde ihm zum Gedenken nicht fertiggestellt. Außerdem spielte Langemann den Bären Samson in 32 Episoden der "Sesamstraße", die bis 1988 ausgestrahlt wurden, und leitete Puppenspielerlehrgänge des NDR.

Die Faszination, eine Puppe zum Leben zu erwecken, macht den schauspielerischen Reiz unserer Arbeit aus. Außerdem macht es Freude, für Kinder zu spielen, denn ein ehrlicheres Publikum findet man nicht.

(Herbert Langemann, 19871))

Biographie

In der DDR ließ sich Herbert Langemann zum Puppenspieler ausbilden, konnte die Ausbildung jedoch aufgrund eines chronischen Stimmleidens nicht zu Ende führen. Erste berufliche Erfahrungen sammelte er in Berlin als Figurenspieler bei der ostdeutschen DFF-Kindersendung „Unser Sandmännchen“, wo er u.a. an den „Pittiplatsch und Schnatterinchen“-Kurzfilmen mitwirkte. Ende der 1970er Jahre kam er in die Bundesrepublik, wo er ab 1980 die Figur Kasimir in der NDR-Serie „Hallo Spencer“ spielte. Bei einem aufwändigen einwöchigen Casting im Studio Hamburg wurde Langemann 1986 unter 60 Bewerbern u.a. von Kermit Love (von der Jim Henson Company) als Puppenspieler für die Ganzkörperfigur Samson aus der "Sesamstraße" ausgewählt und danach mehrere Wochen trainiert. Langemann galt als hochdisziplinierter, stets freundlicher und hilfsbereiter, professioneller Puppenspieler, der Berufliches und Privates stark trennte. Seine Kollegin Karime Vakilzadeh beschrieb ihn als ein unglaubliches „Vorbild an Disziplin“.2)

Am 29. November 1987 starb Herbert Langemann im Alter von 37 Jahren an den Folgen einer AIDS-Erkrankung.3) Nach der Diagnose („Blutkrebs“ war die Wortwahl der Versicherung) im Jahr 1986 nahmen ihn Regisseur Jan Fantl und Produktionsleiterin Inga Pudenz nach dem Casting und mehrwöchigen Training für die „Sesamstraße“ unter Vertrag, obwohl die Diagnose eine Ausfallversicherung verhinderte. Pudenz trug die Verantwortung und das Risiko u.a. auch für die Produktion der 1986er, 1987er und 1988er Dorfstaffel von „Hallo Spencer“.

Die Versicherung lehnte diese Ausfallversicherung ab und daher wollte Studio Hamburg, dass ich einen neuen, versicherbaren Samson suche. In Herbert steckten die Hoffnungen einer großen Chorus Line und 7-8 Wochen täglichen “Samson”-Trainings. Ich nahm mir eine Nacht, um darüber nachzudenken und traf mich mit Inga am nächsten Tag. Wir besprachen alle Aspekte und Inga bot mir an, das Risiko mit zu tragen, wenn ich sie beschützen würde, dass Drehausfälle aufgeholt würden. Wir gaben uns die Hand und beschlossen, Herbert nicht fallen zu lassen. Das werde ich dieser Freundin niemals vergessen. Haben Sie schon mal versucht, eine Studio-Produktionsgesellschaft zu überzeugen, ohne Ausfallversicherung zu drehen? Inga Pudenz hat das gemacht und ich habe mich zeitgleich mit Herbert getroffen. Er hat mir nach einem sehr erwachsenen Gespräch zugesagt, alle Nebeneinflüsse parallel der Dreharbeiten zu reduzieren, sich vollends auf den gewollten Samson zu konzentrieren..

(Jan Fantl, August 20154))

Bereits Anfang der 1980er Jahre war Langemann nach Hamburg gezogen, wo er seinen Lebensgefährten Knut-Wilhelm Reimers (†1994)5) kennenlernte und jährlich im Studio Hamburg für den NDR arbeitete. Seine Hamburger Jahre stellen rückblickend betrachtet den Höhepunkt seiner beruflichen Karriere dar. Ihn verbanden enge Freundschaften u.a. mit seinen langjährigen Kollegen Joachim Hall und Wilhelm Helmrich. Nach seinem Tod wurde er in Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof6) beerdigt.

Ein NDR-Sprecher nannte ihn einen „Künstler mit großer puppenspielerischer Begabung und technischer Perfektion“. Die Hilfsbereitschaft des Kasimir habe „ganz seinem Charakter“ entsprochen.

(Beschreibung aus seinem Nachruf im Hamburger Abendblatt, Dezember 19877))

Karriere bei "Hallo Spencer"

(wird erweitert)

Andere Projekte (parallel zu "Hallo Spencer")

(wird erweitert)

Unter anderem durch das tadellose Meistern einer schwierigen „Choreografie, die übermäßig viele Rückwärtselemente und verwirrende 'orientierungslose' Bewegungen enthielt“8), konnte er sich gegen die zahlreichen Bewerber durchsetzen.

Herbert war fit und konzentriert, er war ein großartiger Puppenspieler, Kermit und ich hatten ihn zu Recht gecastet. Stellen Sie sich vor, sie sind rundum in einem Flokati-Teppich eingesperrt, dazu einen Kopf aus ähnlichem Material auf, wo aber nicht ihr Kopf ist. Durch die Brust sehen sie unscharf ein wenig von ihrer Umgebung, da hat man den Flokati ein wenig dünner gemacht. Daneben ein Monitor, Seitenverkehrt, der Ihnen ein Kamerabild zeigt zur Orientierung sowie Kopfhörer und ein Mikro, zu dem Sie der Tonmeister oft mahnt, aufzupassen, damit sie nicht anstosen, rascheln oder zu Nahe kommen. Und dann haben Sie eine Hand, um mit dem Mund des Samson zu klappen und eine Hand in einem Arm. Wollen Sie beide Arme bewegen, müssen Sie einen Arm rausziehen und dann an einem Seil ziehen, damit sich beide synchron bewegen. Aber passend zum Text, den Sie nicht vergessen dürfen während Sie das alles machen, voller guter Laune und dem Spiel das die Rolle verlangt. Der Samson ist die maximale Anforderung an einen Schauspieler. Und Herbert hat das so gut gemacht. Als Regisseur müssen sie alles verlangen aber auch beschützen. Der Samson verlangte ihm alles ab. Die Kamerleute wollen eine Probe sehen im Kostüm, ich selbst wollte wissen, ob er den Weg, die Richtung findet, also muss der Kopf drauf. Der Ton braucht es. Die Zeit läuft gegen Sie, wie viel Zeit bleibt für einen/ zwei Takes? Herbert hat Pausen gemacht, wo wir ihm nur einen “Samson”-Stuhl untergeschoben haben und er im Kostüm blieb; es gab auch Momente, wo wir nichts “im Kasten” hatten und er mich um eine komplette Pause bat, um aus dem Kostüm zu kommen. Und mit Verlauf der Drehzeit wurde es Juli und August, in diesem Jahr ein warmer Sommer in Hamburg,
Manchmal war ich ratlos, wie ich mein Pensum schaffen sollte, aber wir hatten uns verabredet und das haben wir zusammen auch gepackt. Nach Drehende und zum Jahreswechsel hat Herbert mir geschrieben und dabei den “Sesame Summer” als das Schönste in seinem beruflichen Leben beschrieben. Ich freue mich so sehr für ihn, dass er dem Samson Gestalt gegeben hat.

(wird erweitert)

1)
im Interview mit Bettina Fiehring
2)
im Interview mit Julian Schlichting, Januar 2017
3)
Quelle: muppet.fandom.com (Stand: 01.05.2022)
4)
im Interview mit Julian Schlichting (Quelle: sesamstrassen-fanclub.de (Stand: 01.05.2022) )
6)
im Planquadrat AC 11 (südöstlich Kapelle 8 nahe Norderstraße)
7)
aus dem Artikel „Puppenspieler Langemann starb mit 37 Jahren“, erschienen im Hamburger Abendblatt am 8. Dezember 1987 (Quelle: abendblatt.de)
8)
Zitat Jan Fantl im Interview mit Julian Schlichting, August 2015 (Quelle: sesamstrassen-fanclub.de (Stand: 01.05.2022) )