17. Februar 2016 jannik

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Winfried Debertin

Winfried Debertin mit Spencer und Pummelzacken, 1991. Winfried Debertin (geboren am 24. Januar 1953 in Glandorf bei Osnabrück) studierte in Münster Kommunikations- und Sozialwissenschaften, sowie Politologie und wurde 1977 Redakteur beim Norddeutschen Rundfunk. Seit 1988 ist er mit seiner eigenen Produktionsfirma Penta TV selbstständig als Produzent und Regisseur tätig und wurde 2006 mit dem ECHO Klassik-Preis in der Kategorie „Klassik für Kinder“ ausgezeichnet.

Biographie

Nach seinem Studium leitete Debertin zunächst die Projektstudiengruppe Vorschulfernsehen mit dem Themenschwerpunkt „Sesamstraße“. Seit 1977 war er zudem in der NDR-Redaktion tätig; die Arbeitsgruppe Sesamstraße blieb weiterhin sein erstes großes Projekt. Seit 1988 arbeitet Debertin als freier Produzent, Autor und Regissseur. Er entwickelte für den NDR Serien, Filmkonzepte und Filmcharaktere (u. a. für „Hallo Spencer“, „Spencers Ferientipps“ oder „Achterbahn“). Er ist Songtexter von insgesamt ca. 600 Titeln und seit über 20 Jahren Geschäftsführer von Penta TV GmbH und der Penta Merchandising (vormals „B.G.M.M.“).

Hintergrund zur Erfindung von "Hallo Spencer"

Debertin erfand in späten 1970er Jahren die TV-Serie „Hallo Spencer“. Er lag damals gerade krank im Bett, als er erfuhr, dass eine „Ersatzserie“ für die amerikanische Kinderserie Sesamstraße notwendig sei. Der amerikanische Einfluss der Sendung wäre zu hoch, meinten die Rundfunkanstalten im Jahr 1977: Eine deutsche neue Puppenspiel-Serie für das Deutsche Kinderfernsehen sollte vom NDR konzipiert werden. Schon 1978 begannen die Dreharbeiten der deutschen Sesamstraße im Studio Hamburg. Bekannte Puppen wie z.B. Tiffy oder Samson wurden hierzu unter amerikanischer Aufsicht gebaut. Ein Jahr später erfand Debertin „Hallo Spencer“, diese Sendung sollte parallel zur Sesamstraße laufen, welche Spencer dann doch noch überlebte.

Bis Ende der 1980er Jahre leitete er zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Angelika Paetow die Redaktion der Sendung und schrieb auch fast sämtliche Songtexte. Er wurde Geschäftsführer der Film-, und Fernseh-Gesellschaft PentaTV, mit welcher er noch viele weitere Produktionen leitete (u. a. "Leonie Löwenherz", "Tricky Toons", "Die Abenteuer von Max und Molly", "Die obercoole Südpoolgang" und zuletzt "Little Amadeus"). Debertins Werke waren oft im Fernsehen zu sehen; Hallo Spencer gilt, auch aufgrund der langjährigen Produktion, als seine erfolgreichste Serie. Viele der Penta-Serien wurden im Auftrag des NDR, SWR, HR, ARD/Ki.Ka und ORF produziert.

Erfolg und Rezeption

Den Höhepunkt des Erfolges seiner Fernsehserie „Hallo Spencer“ erlebte Debertin in den späten 1980er Jahren und Anfang der 1990er Jahre. In dieser Zeit wurden die meisten Merchandising-Artikel produziert und die Sendung wurde erstmals international vermarktet, außerdem machte sich Debertin selbstständig und gründete seine eigene Produktionsfirma, mit der er 1992 parallel die Produktion einer zweiten Puppenspielserie begann; „Leonie Löwenherz“. In den späten 1990er Jahren nahm der Erfolg dann leider ab: 1999 verlor „Hallo Spencer“ seinen traditionellen NDR-Sendetermin (freitags, 18:00 Uhr) und wurde aus dem KiKA-Programm genommen.

Seinen letzten großen Erfolg durfte Debertin 2006 feiern, als nach langjähriger Produktion die Zeichentrickserie „Little Amadeus“ im KiKA veröffentlicht wurde und bemerkenswert hohe Einschaltquoten erreichte. Sehr schnell wurden die Episoden in über zehn weiteren Ländern ausgestrahlt; die zweite Staffel wurde 2007 veröffentlicht. Debertins Werk wurde von den Kritikern anerkennend aufgenommen und bekam das Prädikat „besonders wertvoll“1) sowie einen ECHO-Preis verliehen.

Kontroversen

Für die Erfindung der Serie und der Figuren verdient Debertin nach wie vor viel Annerkennung in der Spencer-Fangemeinde: Auch seine Motivation, die Serie aufleben zu lassen2), ist einer der Gründe seiner Beliebtheit bei den Fans.3) Gerade die letzten 38 Folgen, die in den Jahren 1995-2001 von PentaTV produziert wurden, gehören (neben den Episoden aus den ersten Jahren und sämtlichen Stadtfolgen) zu den Produktionen, auf die er bemerkenswert viel Einfluss hatte. In diesen drei Staffeln tritt nur eine sehr begrenzte Anzahl an Figuren auf und zudem werden die Handlungen durch Einspielerfilme zu Rahmenhandlungen entwertet. Aus diesen Gründen zählen sie zu den unbeliebtesten Folgen der Fangemeinde und dennoch wurden sie 2007 allesamt und ohne weiteres Bonus-Material auf DVD veröffentlicht.4)

(lexiklopedia.de, Oktober 2012)

Im April 2011 berichteten NDR-Mitarbeiter, dass Debertin unter die Folgen 238-275 Material, das bereits bezahlt war, gemischt habe, um die Produktionskosten (PentaTV produzierte derzeit allein.) gering zu halten.5) Bei diesem Material handelt es sich um Ausschnitte aus alten Hallo Spencer-Folgen, bei denen die Rechte beim NDR liegen. Die Rechte an mehreren Episoden, die Debertin an EM.TV verkaufte, - so bestätigte der NDR – liegen ebenfalls weder bei ihm, noch bei seiner Firma. Infolgedessen wurde über mehrere Monate geprüft, inwieweit PentaTV mit dem Verkauf an Dritte gegen das Recht verstoßen habe.6)

Die Sache flog im Zuge einer Prüfung durch die NDR-Revision auf, die der Sender bereits im Herbst 2009 veranlasst hatte. Bis dahin war das Altmaterial in den „Hallo Spencer“-Folgen niemandem aufgefallen - auch keinem Mitarbeiter des Ki.Ka , der sie ebenfalls zeigte. Der Redaktionsleiter (Fiktion und Programmakquisition) des Kindersenders ist übrigens Debertins Bruder Sebastian.7)

(abendblatt.de)

Ob die von Angelika Paetow im Jahr 2010 „auf eigenem Wunsch“ hin erfüllte Versetzung in die Fernsehfilm-Abteilung des NDR mit den Problemen Debertins zusammenhängt, ist unklar.8) Das Hamburger Abendblatt berichtete, mit ihrer Versetzung würde sie jeden „Anschein einer Vermischung von privaten und beruflichen Belangen“ vermeiden wollen.

Im Mai 2011 verfasste Debertin eine Gegendarstellung zu einem Artikel über ihn; sie wurde einen Monat später im Hamburger Abendblatt abgedruckt9):

Im Hamburger Abendblatt […] heißt es […] in einem Artikel unter der Überschrift Medienmacher über mich: „Bei der letzten Lieferung kam es 2001 offenbar zu Unregelmäßigkeiten: NDR-Mitarbeiter berichteten, dass Debertin unter die neuen Folgen altes, bereits bezahltes Material gemischt habe. Zudem habe er ,Hallo Spencer'-Folgen an EM.TV verkauft, obwohl die Rechte an ihnen beim NDR lägen.“ Hierzu stelle ich fest: Es kam bei der letzten Lieferung von durch meine Firma Penta TV produzierten „Hallo Spencer“-Folgen 2001 nicht zu Unregelmäßigkeiten. Die Verwendung alten Materials bei der Produktion von neuen Folgen erfolgte im ausdrücklichen Einvernehmen mit den zuständigen NDR-Mitarbeitern. Ich habe keine „Hallo Spencer“-Folgen an EM.TV verkauft, an denen die Rechte beim NDR liegen.

(Winfried Debertin, 11.05.2011)

Im Redaktionsschwanz wurde darauf hingewiesen, dass das Abendblatt bei seiner Darstellung bleibe. Offensichtlich zweifelte die Redaktion an der Glaubwürdigkeit Debertins Aussagen.

Die verschiedenen Ideen für neue Hallo Spencer-Projekte, die Debertin den Spencer-Fans in den letzten Jahren vorstellte, wurden leider noch immer nicht umgesetzt.10) Lediglich 72 weitere Episoden wurden nach der ersten DVD-Erscheinung auf DVD veröffentlicht. 2010 wurde erstmals im Spencer-Forum vermutet, dass PentaTV insolvent sei. Tatsächlich wurde im Jahr 2009 das Insolvenzverfahren zuerst über deren Zweigfirmen (z.B. Penta Creative Concept GmbH), dann über Debertins Kernfirma eröffnet.11) Debertin ist bei unternehmensregister.de als alleiniger Schuldner und Vertreter aller betroffenen Firmen angegeben; als Informationsquelle wird zudem insolvenz-bekanntmachungen.de genannt. Im Dezember 2015 verkündete Debertin in einem öffentlichen Schreiben, er sei durch „Manipulationen Dritter in die Insolvenz geraten“ und bedaure es, dass sich „trotz Anrufens deutscher Gerichte“ nichts an dem Zustand geändert habe.12)

Weiterführende Artikel

1)
von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden
2) , 10)
Debertin sprach in den Jahren 2007 bis 2011 von mehreren Comeback-Konzepten, von denen jedoch kein einziges verwirklicht wurde.
3)
DVD-Veröffentlichung von 110 Episoden, 2007, 2009 und 2012
4)
Die erste DVD-Box bei amazon.de
5)
Quelle: abendblatt.de
6)
Die gerichtlichen Untersuchungen waren im Oktober 2011 noch immer nicht abgeschlossen.
7)
über Sebastian Debertin: mediabiz.de
8)
Paetow war bis 2010 Leiterin der Abteilung Kinder und Familie des NDR.
9)
Debertins vollständige Gegendarstellung: abendblatt.de